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Gesunde Sexualität durch die Weisheit des Tantra und Yoga

von Seçkin Kir 02.09.2024 ⋅ Magazin, Sexualität

Vor vier Jahren machte ich mich auf den Weg nach Leipzig, um mich mit einer Frau (einer Tantra-Masseurin) zu treffen, die ich über soziale Medien kennengelernt hatte. Ich spürte die sexuelle Anziehung zwischen uns oder vielleicht nur meinen eigenen sexuellen Wunsch. Dieser unausgesprochene Wunsch störte mich ständig im Hintergrund des Gesprächs. Während des Redens entstand in mir der Gedanke, dass dieser Wunsch erfüllt werden müsse. Nach einer Weile kamen wir uns näher und ein unglaublicher Mix aus Glückshormonen durchströmte sofort meinen Körper. Ich fühlte mich wie ein Kind, das den ganzen Tag auf das Fernsehen gewartet hatte. Doch nach kurzer Zeit bat sie mich, aufzuhören, und so stoppten wir. Sie sagte, sie könne so nicht weitermachen.

In diesem Moment war mir, als würde mein Herz zusammengedrückt. Ich fühlte mich sehr erniedrigt, wie ein Kind, dem man den Zucker weggenommen hatte. Inmitten dieser Gefühle fragte ich sie nach dem Grund. Denn bis zu diesem Tag hatte sich niemand über mein schnelles Vorgehen beschwert. Meines Erachtens hatte ich alles richtig gemacht. Als Jugendlicher hatte ich zwar nichts über dieses Thema von meinem Vater oder meiner Mutter gelernt, aber ich hatte alles, was ich in Pornomagazinen und -filmen gesehen hatte, bisher scheinbar erfolgreich umgesetzt. Zwischen 16 und 18 Jahren hatte ich eine tiefe Depression durchgemacht, und in dieser Zeit hatten mir diese Magazine und Filme sehr geholfen. Ich war stark von Masturbation und Sex abhängig. Ich kümmerte mich mindestens einmal am Tag um mich selbst. Ich dachte, ich sei nicht abhängig, sondern erfahren in Bezug auf Sexualität.

Beim Sex hatte ich noch nie das Wort „Stopp“ gehört. Es war für mich schwer anzunehmen. Mochten Frauen es nicht, viele Positionen zu wechseln? Je schneller, desto besser, oder? War es nicht gut, so leidenschaftlich zu sein? War es nicht ein Erfolg, während des gesamten Geschlechtsakts hart bleiben zu können? Ich erfuhr, dass die Frau, die mich gestoppt hatte, eine Tantra-Masseurin war. Das weckte mein Interesse und faszinierte mich. Denn die Tatsache, dass das, was ich bisher gelernt hatte, nicht mehr funktionierte, erschütterte mich zutiefst. In kürzester Zeit nahm ich an einem Tantra-Massage-Training in Europas ältester Tantra-Praxis in Berlin teil. Dort lernte ich viel und schöpfte aus dem spirituellen und alten Wissen dieser Kunst. Anschließend arbeitete ich drei Jahre lang professionell in der Praxis „Salon Integer – Salon für Sinnlichkeiten“ in Leipzig. Während dieser Zeit hatte ich viele Erkenntnisse und Visionen und mein Bewusstseinsniveau änderte sich. Doch trotz meines Zustands der Transformation konnte ich keine Ganzheitlichkeit erreichen und nicht tief genug gehen.

Diese Suche führte mich schließlich zur „Spanda Yoga School“, gegründet von Yogi Kami Sinan, der jahrelang mit Tantra- und Yoga-Weisheiten und Praktiken in der Türkei gearbeitet hatte. Etwa ein Jahr lang erhielt ich eine intensive Ausbildung in Tantra-Philosophie. Diese Erfahrung vermittelte mir das Gefühl, dass alle Muster, Bilder, Lehren, Fehler und Wahrheiten, die ich bisher erworben hatte, wie ein Puzzle aus 5000 Teilen waren, das sich nun vervollständigt hatte. Ich konnte das Bild klarer sehen. Die Ausbildung und die Praktiken veränderten meine Perspektive und mein Bewusstseinsniveau. Es war, als hätte ich mich neu programmiert.

In diesem Licht begann ich einen Artikel über gesunde Sexualität zu schreiben und „zufällig” suchte man mit einer Anzeige in dieser Zeitschrift nach jemandem, der über dieses Thema schreiben wollte. Ich nahm sofort Kontakt auf.

Auf der Grundlage meiner Ausbildung, Praxis und Forschung im Bereich Sexualität werde ich in diesem Beitrag mehr Details und Perspektiven über Sexualität teilen, die über Gesundheitsfaktoren wie sexuell übertragbare Krankheiten hinausgehen. Ich werde darüber schreiben, dass Sexualität nicht nur eine physische Aktivität ist. Ich werde die Auswirkungen der Absicht in unseren sexuellen Handlungen und deren Einfluss auf uns erläutern. Ich werde über bewusste Sexualität sprechen und darüber, wie Kommunikation und Zustimmung einen heilenden Prozess auslösen können…

Ich möchte meine Worte mit einem Zitat eines Schamanen beginnen:
Es gibt eigentlich nur eine Krankheit, und das ist das Energieungleichgewicht.“ Hiermit ist gemeint, dass alle Krankheiten, die uns die Wissenschaft „beweist“, nur einen Grund haben. Unser Körper besteht lt. der yogischen Philosophie aus drei Körpern mit insgesamt fünf Koshas: der physische Körper mit der Nahrungshülle; der Astralkörper mit der Energiehülle, der geistig-emotionalen Hülle und der intellektuellen Hülle und schließlich der Kausalkörper mit der Wonnehülle.

Wenn zwischen diesen Schichten keine Harmonie besteht, gibt uns unser Körper Informationen und Symptome als Rückmeldung darüber, was in uns passiert. Wir nennen dies Krankheiten. Ein Yogi, der seinen Körper gut liest, hat eine Vorstellung davon, wo das Problem herkommt. Zum Beispiel kann die Energie in unserem Sakralchakra blockiert werden und nicht frei im Körper fließen. Dies führt zu einer Blockade in diesem Bereich. Nach alten Lehren können Verstopfung, Blähungen und andere Verdauungsprobleme, Harnwegsinfektionen und Harnprobleme, Menstruationsstörungen, Unfruchtbarkeit, sexuelle Unlust und andere reproduktive Gesundheitsprobleme sowie chronische Schmerzen im unteren Rücken- und Beckenbereich auftreten. Diese Situation spiegelt sich nicht nur im physischen, sondern auch im emotionalen Körper wider: Übermäßige Emotionalität, Wutausbrüche oder emotionale Taubheit, verminderte Kreativität, Motivationsverlust und Mangel an Inspiration, Unsicherheit in Beziehungen, Schwierigkeiten bei der Schaffung von Nähe und emotionalen Bindungen sowie emotionale Instabilität, Depressionen, Angstzustände und geringes Selbstwertgefühl. Auf der energetischen Ebene können folgende Symptome beobachtet werden: Mangel an Lebensfreude, Genuss und Begeisterung, Schwierigkeiten bei der Bindung und dem Vertrauen zu sich selbst und anderen, verringerte allgemeine Energielevels und das ständige Gefühl der Müdigkeit.

Der Grund, warum ich all dies ausführlich bespreche, ist, dass Heilung in einer dieser Schichten auch die anderen Schichten beeinflusst und zu einer Harmonie zwischen ihnen beiträgt. Infolgedessen wird unser Körper wieder seine gesunde Form annehmen und sein volles Potenzial erreichen. Besonders die physische und die energetische Schicht sind direkt miteinander verbunden. Jede Veränderung in einer dieser Schichten hat direkte Auswirkungen auf die andere.

Absicht

Absicht bedeutet, ein bewusstes Ziel oder einen bewussten Zweck zu setzen. Was hat das mit einer gesunden Sexualität zu tun? Der Körper, den wir derzeit haben, ist wie eine magische und hochentwickelte Maschine. Indem wir eine Absicht setzen, ermöglichen wir dieser Maschine, ohne Chaos, in Frieden und Harmonie zu arbeiten. Dieser Prozess verläuft wie folgt: Bevor ich zum Beispiel mit meinem Partner sexuelle Beziehungen eingehe, setzen wir uns Knie an Knie und legen gemeinsam eine Absicht fest. Wenn diese Absicht laut ausgesprochen wird, werde ich sichtbarer – sowohl für meinen Partner, als auch für die Dualität und das Universum, in dem ich mich befinde. Noch wichtiger ist, dass ich für mich selbst sichtbar werde.

Besonders bei gemeinsam gesetzten Absichten fühle ich mich tiefer mit meinem Partner verbunden. Es erinnert daran, dass zwei Menschen gemeinsam auf einem Weg sind und sie werden spirituelle und energetische Weggefährten. Das Setzen einer Absicht vor den Handlungen aktiviert alle unsere Systeme in diese Richtung. Meine Hormone werden entsprechend dieser Absicht neu geordnet. Meine Energie richtet sich neu aus und alle meine Schichten sind bereit für diesen Weg. Dies initiiert eine Transformation in allen Ebenen meines Körpers. Mein Bewusstsein beginnt, sich in diese Richtung zu verändern.

Wenn Du Deine Absicht festlegst, definiere klar, was Du erreichen möchtest. Dies könnte spirituelle Entwicklung, Heilung, tiefe Verbindung oder ein spezifisches Ziel sein. Drücke Deine Absichten in positiver und klarer Sprache aus. Zum Beispiel: „Ich lade Heilung und Frieden ein.“ Bestätige Deine Absicht laut oder leise. Dies stärkt diese mental und energetisch.

Erinnere Dich während des sexuellen Zusammenseins an Deine Absicht und konzentriere Dich darauf. Mein Körper ist in einem Zustand der Transformation für diese Absicht, aber wenn meine Absicht während der Aktion gestört oder vergessen wird, kann Folgendes passieren: Es kann zum Verlust des Bewusstseins über meine Absicht führen. Mein Körper kann seinen Fokus auf etwas anderes richten, und meine Aufmerksamkeit kann abgelenkt werden. Dies bedeutet, dass die Transformation in meinen Schichten in diese Richtung möglicherweise nicht weitergeht. Manchmal male ich Henna auf meine Hände. Dies hilft mir, mich ständig an meine Absicht zu erinnern und subtil mit meinen Schichten wieder in Einklang zu kommen. Auch Du kannst da kreativ sein.

Kommunikation in der Sexualität

In gesunden Beziehungen hat offene und ehrliche Kommunikation eine große Bedeutung. Gefühle und Gedanken klar auszudrücken verhindert Missverständnisse und Unklarheiten. Wenn man mit seinem Partner spricht ist es wichtig, aufrichtig und ehrlich zu sein, da dies das Vertrauen stärkt.

Ein weiterer wichtiger Aspekt, der diese Kommunikation unterstützt, ist Empathie. Dem Partner aktiv zuzuhören zeigt, dass man ihn wertschätzt und dass er einem wichtig ist.

Wenn man zum Beispiel sexuelle Intimität mit dem Partner erleben möchten, kann man damit beginnen, den gemeinsamen Wohnraum zu verschönern und einladender zu gestalten. Kleine, schöne Kissen, gedämpftes Licht, angenehme Düfte (von Räucherstäbchen und ätherischen Ölen) können vorbereitet werden, ebenso wie entspannende, nicht aufdringliche Musik. Dann setzt man sich Knie an Knie und spricht darüber, wie man sich in diesem Moment fühlt. Ist man aufgeregt oder ungeduldig? Auch kleine Details sind wichtig, gesehen zu werden.. Danach kann man gemeinsam eine Absicht (Vorsatz) festlegen. Indem diese Absicht laut ausgesprochen wird, hält man das Bewusstsein über die Absicht aufrecht und gibt den Widerstand gegen die Absicht auf und kann sich dem, was passieren wird, hingeben.

Respekt und Höflichkeit sollten in der Kommunikation niemals vernachlässigt werden. Respekt erhöht die Nachhaltigkeit der Kommunikation und stärkt unsere Beziehungen. Selbst bei unterschiedlichen Meinungen und Unstimmigkeiten können wir die Beziehungen durch Respekt festigen.

Wenn man den Themen mit dem Herzen zuhört, erscheinen diese nicht mehr so störend. Die meisten Probleme haben mit unseren Ängsten, Erwartungen oder Gewohnheiten zu tun. Wenn wir dies erkennen, verstehen wir, dass das Problem letztlich mit uns selbst zu tun hat. Diese Erkenntnis mildert unsere harte Haltung gegenüber unserem Partner und reduziert den Stress zwischen uns, wodurch die Verbindung und Energie in der Beziehung gesünder werden.

Offene Kommunikation ermöglicht es, Gedanken, Gefühle und Erwartungen klar auszudrücken. Diese Transparenz beseitigt Unsicherheiten und hilft den Parteien, die Perspektiven des anderen zu verstehen, fördert Empathie und führt zu einem tieferen Verständnis.

Wenn Menschen ihre Bedürfnisse und Erwartungen klar äußern, ermöglicht dies eine befriedigendere Dynamik in der Beziehung. Das Nichtunterdrücken von Gefühlen unterstützt die psychische Gesundheit und reduziert Spannungen.

Offene Kommunikation stärkt Vertrauen, Empathie und Problemlösungsfähigkeiten und schafft so eine gesunde und ausgewogene Dynamik in Beziehungen. Daher fördert ein Modell der offenen und ehrlichen Kommunikation die Nachhaltigkeit einer gesunden Beziehung.

Zustimmung in der Sexualität

In der Gesellschaft und in unseren Beziehungen ist Zustimmung von entscheidender Bedeutung, um die Rechte der Einzelnen zu respektieren, gesunde und sichere Beziehungen aufzubauen und gesetzlichen und ethischen Grundsätzen zu entsprechen. Zustimmung ermöglicht es dem Einzelnen, die Kontrolle über sein eigenes Leben zu haben und fördert den sozialen Zusammenhalt. Deshalb sollte die Bedeutung der Zustimmung niemals vernachlässigt und in jeder Situation berücksichtigt werden.

Zustimmung bedeutet, den Körper, die Gedanken und Entscheidungen des Einzelnen zu respektieren. Dies ist der Schlüssel zum Schutz der grundlegenden Menschenrechte und zur Achtung der Freiheit der Einzelnen. Handlungen, die zwischen zwei Personen ohne Zustimmung erfolgen, untergraben das Vertrauen und führen zu ungesunden Beziehungen. Zustimmung fördert aktive Kommunikation. Gegenseitiges Einverständnis und Respekt erleichtern es, Empathie zu entwickeln und die Gefühle der anderen Person zu verstehen.

Aus tantrischer Sicht hat Zustimmung nicht nur eine physische, sondern auch eine spirituelle und energetische Dimension. Es ist ein Bereich, in dem wir uns auf innere Energien und die tiefe Verbindung mit dem Partner konzentrieren. In diesem Zusammenhang betrachten wir Zustimmung aus einer tieferen, heiligen und ganzheitlichen Perspektive. Zustimmung ermöglicht den harmonischen Fluss der Energien und bewahrt das energetische Gleichgewicht zwischen zwei Menschen.

Über den physischen Kontakt hinaus ist es wichtig, eine spirituelle Verbindung herzustellen. Zustimmung ermöglicht es, dass zwei Seelen in tiefer Harmonie sind und diese Harmonie energetisch spürbar wird. Sexuelle Beziehungen können wie ein heiliger Ritus stattfinden. Um dieses heilige Erlebnis gesund zu leben, müssen beide Seiten vollständig bereit und willens sein.

Wenn wir unsere sexuellen Beziehungen bewusster gestalten wollen, müssen wir uns eiens jeden Moments bewusst sein. Zustimmung spielt eine große Rolle dabei, sicherzustellen, dass wir uns dessen bewusst und sicher sind. Sexuelle Aktivitäten, die im Einklang mit dem Moment stattfinden, können heilende Kräfte haben. Eine Erfahrung ohne Zustimmung kann zu energetischen Ungleichgewichten und seelischen Verletzungen führen. Zustimmung bietet emotionale Sicherheit und Komfort. Diese sichere Umgebung kann es den Einzelnen ermöglichen, emotional zu heilen und tiefere Bindungen zu knüpfen.

Auch wenn es um gesunde Sexualität geht, möchte ich betonen, dass Zustimmung meiner Meinung nach nicht nur eine menschliche Angelegenheit sein sollte. Ich glaube, dass unsere Sensibilität für Zustimmung auch auf unsere Beziehungen zu allen lebenden und nicht lebenden Wesen ausgedehnt werden sollte.

Bewusste Sexualität

In diesem Abschnitt möchte ich einige Dinge unter dem Titel „bewusste Sexualität“ teilen und eine neue Perspektive und ein neues Verständnis von Sexualität vermitteln. Um über gesunde Sexualität zu sprechen, müssen wir zunächst das Wort „Sexualität“ neu definieren. Wenn wir unsere routinierten und automatisierten Handlungen bewusster und auf neue Weise angehen wollen, müssen wir neue Fragen zu diesem Thema beantworten. Themen, die bewusst behandelt werden, helfen uns, automatische Verhaltensweisen zu vermeiden.

Was verstehen wir unter Sexualität? Habe ich jemals mit meinem Partner oder meinen Partnern über dieses Thema sprechen können? Warum brauche ich das? Warum haben wir Geschlechtsverkehr? Warum masturbieren wir? Wovor laufen wir weg oder wohin bewegen wir uns? Wir können viele weitere kreative Fragen stellen, aber die Frage, die ich als die wichtigste betrachte, ist: „Bin ich mir der Erfahrung bewusst, die ich mache?“

Viele Dinge in unserem Leben machen wir auswendig oder automatisch. Wir gehen spazieren, machen Kaffee, arbeiten, haben Sex und kommunizieren oft unbewusst. Die Anzahl der Dinge, die wir bewusst und von Herzen tun, ist sehr gering. Da wir viele Dinge im Alltag unbewusst tun, fühlen sich diese Momente an, als wären sie nie passiert. Wenn sich diese Automatisierung in unser Leben einschleicht, hinterlässt es den Eindruck, dass die Zeit für uns viel schneller vergeht. Als ich begann, in der Natur zu leben, habe ich dies persönlich erfahren.

Seit etwa acht Jahren lebe ich an einem Ort, der auf der einen Seite von einem Wald und auf der anderen Seite von einem Fluss umgeben ist. Anfangs fühlte sich dieser Ort wie ein Gefängnis an. Diese Stille, diese Einfachheit schien mich in den Wahnsinn zu treiben. Für jemanden, der in Istanbul mit 22 Millionen Menschen gelebt hatte, war dieser Ort ein Loch. Alles war neu, und ich musste auf alles achten, was mich im Moment hielt. Ich hätte nie gedacht, dass es so schwierig sein würde, im Moment zu bleiben. Ich war mir selbst nicht gewohnt. Ich konnte mich selbst nicht ertragen. Ich war ständig mit meinen Abhängigkeiten, anderen Menschen und allem, was mich vom Moment ablenkte, beschäftigt. Ich fühlte mich taub. Wegen meiner Unzufriedenheit mit mir selbst konnte ich die Natur nicht genießen. Dies dauerte bis zu meinem 40. Geburtstag. Mit der Zeit verwandelte sich diese Situation in etwas anderes. Seit etwa zwei Jahren hat sich mein Leben stark verlangsamt, und ich verbringe großartige Zeit mit mir selbst. Ich kann mich selbst lieben und tolerieren. Meine bewussten Momente sind häufiger geworden. Dies hat mein Leben stark verlangsamt. Heutzutage genieße ich mein Leben mehr und fühle mich lebendig und energiegeladen.

Wenn ein Mensch bewusst sein möchte, verlangsamt er sich automatisch. Die Zeit verlangsamt sich, weil ich bewusst zu gehen, zu denken, zu essen, zu lieben und zu arbeiten versuche. Mit anderen Worten, sie verlangsamt sich, weil ich es bemerke, aber ich bemerke es nicht, weil ich mich verlangsamt habe. Andernfalls würde jede langsam gehende Person bewusst werden. Dies wurde zu einem Spiel und breitete sich auf alle Bereiche meines Lebens aus. Mein Bewusstseinsniveau änderte sich. Ich begann, das innere Gleichgewicht in jeder Schicht meines Körpers wieder zu spüren. Dadurch fühlte ich mich wirklich fit und lebendig. Ich fühlte mich, als ob ich wirklich lebe.

Untersuchungen zufolge beträgt die Dauer des Geschlechtsverkehrs weltweit durchschnittlich zwischen 3 und 11 Minuten. Wenn wir die Frage betrachten, warum wir Sexualität brauchen, sehen wir aus Untersuchungen, dass Sexualität zunehmend als Mittel zur Stressbewältigung betrachtet wird. Eine Handlung, die aus Stress und dem Wunsch nach Glück entsteht, führt normalerweise zu Abhängigkeit. Zwischen abhängigen Handlungen und Verhaltensweisen ist es unmöglich, sich frei zu fühlen. In Beziehungen, in denen Sexualität zur Abhängigkeit geworden ist, kann Sexualität zu einer Verpflichtung werden. Sexuelle Unlust, Frigidität, Vaginismus, Schuldzuweisungen und Beleidigungen treten zunehmend zwischen Paaren auf und werden erlebt. Denn Sexualität wird nicht mehr gelebt, um den Moment zu genießen. Sexualität, die als Pflicht empfunden wird, wird zu einer Aufgabe zwischen Paaren. Dies kann zu stressigen Momenten zwischen ihnen führen.

Hier möchte ich ehrlich ein Stück meiner eigenen Geschichte zeigen

Ich bin seit drei Jahren mit der eingangs erwähnten Tantra-Masseurin zusammen. Zu Beginn unserer Beziehung war Sexualität für mich wie eine Abhängigkeit. In mir war ein Verlangen, dessen Ursache ich nicht kannte, und dies setzte mich unter großen Druck. Wir konnten unsere Sexualität nicht jeden Tag ausleben und wenn zwei Tage hintereinander ohne Sex vergingen, begann ich, ihn mehr oder weniger subtil einzufordern, doch meine Freundin kannte ihre Grenzen. Es dauerte zwei Jahre, bis ich erkannte, dass ich jede Art von Manipulation anwandte, um das zu bekommen, was ich wollte.

Die Unterstützung, die ich brauchte, fand ich in den Schulungen, die ich als Investition in mich selbst betrachtete. Bis jedoch die theoretischen und praktischen Kurse begannen und ich ein neues Verständnis für dieses Thema entwickelte, fühlte ich mich verlassen. Ich wurde kindisch. Ich schmollte. Bis mein Verlangen erfüllt war, wandte ich, wie gesagt, jede Art von Manipulation an. Wenn ein Mensch beginnt, sich selbst innerhalb der Sexualität zu verstehen, beginnt er auch ein wenig zu verstehen, wo er im Leben steht. Dies bringt ihm neue Erkenntnisse und ein tieferes Verständnis. Meine Haltung gegenüber Situationen ändert sich. Ich werde wacher mir selbst gegenüber.

Als Schüler und Lehrer der Tantrapraxis, basierend auf den alten Tantra-Lehren, Praktiken und Erfahrungen, kann ich sagen: Bewusste Sexualität nährt unsere Lebensenergie und alle Schichten unseres Körpers mit hoher Energie und Liebe, anstatt unsere Lebensenergie und unsere Seele zu verbrauchen, und schützt uns vor Abhängigkeit. Bewusste Sexualität nährt sowohl unseren Körper als auch unsere Energie. Am Ende der Handlung fühlen wir uns verstanden. Unsere Hormonregulierung ändert sich positiv. Wir fühlen uns unschuldig.

Was auch immer passiert, während der Handlung ist man im Einklang mit dem Partner. Unser Bewusstseinsniveau erlebt nicht nur in Bezug auf Sexualität, sondern auch dank dieser Erfahrung in allen Bereichen unseres Lebens einen Bewusstseinssprung. Nach dem Sex fühlen wir uns nicht erschöpft, sondern energiegeladen. Empathie wird in den bewussten Sexualitätsprozess einbezogen. Dieser Prozess ermöglicht es, aus dem Herzen mit dem Partner zu kommunizieren und die Verbindung mit dem Partner und dem Universum wächst. Dies kann zu einem heilenden Bewusstseinsspiel werden, bei dem sich beide Seiten besser ausdrücken und öffnen können. Ja, das ist Heilung.

Wir leben Sexualität nicht mehr nach dem, was wir aus Filmen, Zeitschriften, Legenden und Pornos gelernt haben. Wir können sie auf eine authentischere und originellere Weise leben.

Ich denke, bevor wir den Begriff „gesund“ für irgendetwas in unserem Leben verwenden, sollten wir uns klar werden, was es für uns persönlich bedeutet. Das bietet die notwendige Voraussetzung, um uns von Abhängigkeiten zu befreien. Alles andere kann sich im Prozess ändern. Der Prozess, bewusste Dinge in eine gesunde Form zu verwandeln, kann von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein. Bewusstsein allein kann nicht ausreichen. Denn wenn wir uns bewusst sind, bringen wir nur den aktuellen Zustand auf den Tisch. Der Rest der Operation hängt von unserer Selbstdisziplin, unserem Verlangen, unserer Motivation und ähnlichen Faktoren ab.

Bewusstsein wird uns dennoch die notwendige Motivation geben, um eine gesunde Sexualität zu erleben. Denn bewusste Zustände oder Themen werden unter ein Licht gestellt und sichtbar gemacht.


Seçkin Kir · Tel 0176 63153508 · handundfeuer@gmail.com
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