Wie Du wieder Deine Weiblichkeit leben kannst
Das Thema sexueller Missbrauch ist so tabuisiert und mit Schuld und Scham behaftet, wie kaum ein anderes in unserer westlichen Kultur. Andererseits fühlt es sich für mich so an, als wäre jede dritte Frau davon in irgendeiner Form betroffen. Die Dunkelziffer ist gewaltig, was sicherlich auch mit dieser Tabuisierung zusammenhängt. Viele Frauen schämen sich, darüber zu reden, sind gehemmt und fühlen sich selbst schuldig.
Mit Erleben einer solchen Grenzüberschreitung verlieren viele Frauen ihren Zugang zur eigenen Sinnlichkeit und Lust. Es ist, als ob das „Sich selbst zu hundert Prozent lieben und annehmen“ durch jene Erfahrungen dauerhaft gestört wird.
Hier wäre es wichtig, hinzuschauen und nach Wegen zu suchen, wie dieses mit Schuld und Scham behaftete Gefühl bezüglich der eigenen Weiblichkeit und Sexualität wieder aufgelöst werden kann. Mir ist bewusst, dass das ein sehr empfindliches Thema ist, das so tief berührt. Und doch weiß ich aus meiner Arbeit mit Frauen und meiner eigenen Erfahrung, dass es auch hier Wege gibt, um wieder die Weiblichkeit, das eigene Spüren und Erleben in eine erfüllte Sexualität münden zu lassen.
Dies bedarf allerdings kleiner, sehr feiner und subtiler Schritte in die richtige Richtung. Im Folgenden möchte ich Dir einige mögliche Wege aufzeigen, die Dich dabei unterstützen können, wieder zurück in Deine Weiblichkeit zu finden und Dich als das anzunehmen, was Du bist: Ein wunderbares, wunderschönes Geschöpf, welches auch sinnlich und leidenschaftlich sein darf. Du darfst Dir das selbst erlauben und genießen.
In diesem Beitrag möchte ich Dich daran erinnern, wie viele Möglichkeiten Du hast und dass es immer einen Weg gibt, dass Du wieder in Deine Kraft, in Deine weibliche Kraft gelangen kannst.
Darüber reden
In erster Linie ist es wichtig, vor allem auch darüber zu reden, was Du erlebt hast und inwieweit Dich das bis heute beeinflusst. Das darüber Reden, es sprichwörtlich von der Seele reden, ist der erste und wesentliche Schlüssel, damit es leichter werden kann. Suche Dir also auf jeden Fall Vertrauensmenschen, denen Du Dich in Bezug auf das, was Du erlebt hast und wie Du Dich damit fühlst, öffnen kannst.
Jedoch möchte ich vorab betonen, dass diese Werkzeuge und Möglichkeiten, die Du nutzen kannst, ihre Zeit bedürfen. Erwarte nicht, dass nach ein oder zwei Mal des Ausprobierens, sich alles, was Du erlebt hast, neutralisieren kann. Das bedarf Zeit, wahrscheinlich Monate, wenn nicht gar Jahre. Also sei sehr liebevoll und geduldig mit Dir selbst.
„Innere Kind”-Arbeit
Einer der weiteren wesentlichen Schlüssel, die ich hier auch vorab noch einmal betonen möchte, ist die „Innere Kind“-Arbeit. Das heißt, erst einmal wieder Kontakt mit Dir und den Anteilen in Dir herzustellen, die in irgendeiner Form schwer gekränkt, verletzt oder missbraucht wurden oder über deren Grenzen gegangen wurde. Also nimm Dir dafür auch Zeit und Raum, um Dich wieder mit Dir selbst und allem in Dir zu verbinden, was unter dem Missbrauch gelitten hat.
Wenn Du Dich mit diesen Themen auseinandersetzt, sei Dir gewahr, dass auch ganz viel Emotionen noch hochkommen können. Vielleicht erlebst Du auch eine Erstverschlimmerung und bist von den Gefühlen überwältigt. Also sei auch soweit mutig und nehme Hilfe in Anspruch, wende Dich an verschiedene Beratungsstellen, einem Menschen des Vertrauens oder wähle eine psychologische Begleitung. Es ist wichtig, dass Du verstehst, dass Du umgeben bist von Menschen, die Dich dabei unterstützen werden. Und vor allem, dass es sehr vielen Frauen so geht. Es ist wichtig, dass wir uns jetzt alle die Hand reichen und uns gegenseitig dabei unterstützen, um wieder in unsere Kraft zu gelangen. Es ist wesentlich für die jetzige Zeit, dass wir Frauen in unsere Kraft gelangen. Solange wir uns selbst klein halten, wegen dem, was wir erlebt haben, bleiben wir kraftlos. Respektive sind vor allem unsere unteren Chakren blockiert und unsere innere Lebenskraft ist in ihrer freien Zirkulation gehemmt. Davon sind besonders das Wurzel-, Sakral- und auch Solarplexus-Chakra betroffen. Und dann kann auch die Frequenzanpassung des kollektiven Bewusstseinsfeldes nicht erfolgen. Das heißt, es ist entscheidend, dass Du Dich jetzt Dir zuwendest und den Schlüssel in Dir findest, um in Deine Kraft zu gelangen. Und dazu bedarf es der Auflösung, oder besser gesagt, der Resonanzänderung dieser traumatischen Erlebnisse und ihrer Folgen.
Übung: Sich nackt im Spiegel ansehen
Was mir persönlich sehr geholfen hat, um auch wieder eine gesunde Sexualität zu leben, ist, dass ich mich sehr lange und oft nackt vor den Spiegel gestellt habe. Einfach zu schauen, mich zu sehen, mich so anzunehmen, mich so zu lieben, wie ich bin. Mit allem, was dazugehört, mit allen Fältchen und Unperfektheiten, die meinen Körper so einzigartig machen.
Sich so im Spiegelbild anzunehmen, das macht ganz viel, vor allem, wenn Du nackt vor dem Spiegel stehst und Dich in Deiner ganzen Ursprünglichkeit und Natürlichkeit betrachtest. Mit der Zeit wird es passieren, dass Du anfängst, Dich zu mögen, auch an Dir etwas Schönes empfindest, auch wenn Du vielleicht vorab Deinen Körper als abstoßend empfunden hast. Bleib einfach weiter vor dem Spiegel stehen und betrachte Dich, so gut es geht, ganz neutral. Mustere Dich und beobachtet, wie Dein Körper sich bewegt. Wie Du atmest. Ohne zu bewerten, ohne zu beurteilen. Es einfach geschehen lassen und betrachten.
Es gibt natürlich noch mehr Alternativen und ich werde weitere vorstellen. Aber ich betone vorab, dass es einer von vielen Wegen ist. Das ist der Weg, den ich genutzt habe. Fühle in Dich hinein, ob es auch für Dich stimmig ist. Also sei auch bei der Suche nach dem richtigen Weg ganz liebevoll und achtsam mit Dir. Ob es sich für Dich gut anfühlt oder ob es eher Unwohlsein erzeugt. Es ist ohnehin ganz entscheidend, dass Du nur noch Dinge tust, die dir Freude bereiten. Weiteres Unwohlsein zuzulassen, weil Du denkst, dass irgendetwas Dir helfen könnte, bedeutet nur wieder, über Dich und Deine Bedürfnisse zu gehen. Sei da bitte ganz bei Dir und liebevoll mit Dir und achte darauf, was Du in jedem Moment brauchst.
Es kann sein, dass Deine „inneren Kinder“ noch gar nicht so weit sind, sich mit der Sexualität auseinanderzusetzen. Es kann sein, dass Du vorab noch viel, viel mehr anderes brauchst. Das eben erst das Darüberreden, die „Innere Kind”-Arbeit, die begleitende Psychotherapie die ersten Schritte sind, bis Dein Körper überhaupt bereit ist, den nächsten Heilungsabschnitt zu betreten. Wie gesagt, sei da bitte sei sehr, sehr liebevoll und achtsam mit Dir selbst. Das ist das Wesentliche: Dass Du von nun ab gut für Dich sorgst.
Mein Weg war es – nachdem ich mich sehr oft und lange im Spiegel nackt betrachtet hatte – meinen Körper, meine Brüste und meinen Schambereich nackt vor dem Spiegel zu berühren. Das hat mir eine Lust auf mich selbst beschert, eine Art Freude mit mir selbst, die ich nur mit mir selbst teile. Und dann hat sich das immer weiter entwickelt, dass ich auch Werkzeuge genutzt habe; kleine Spielgeräte für Frauen, um mich an den intimsten Stellen zu berühren und mir Lust zu bereiten.
Das hat sehr viel mit mir gemacht. Aber es war ein ganz langer Prozess über Jahre hinweg, dass ich immer mehr meine Lust und mich selbst und meinen Körper ergründen, erspüren und erfahren wollte. Letztlich habe ich so meine eigenen Sinnlichkeit ganz für mich selbst langsam und in meinem Tempo entwickeln können. Dies hat sich dann irgendwann zu einer Lust gesteigert, mir auch selbst orgastische Zustände schenken zu können. Das hat dann ganz viel für mich verändert, dass ich selbst die Kontrolle habe über mich, meinen Körper und auch über meine eigene Lust. Selbst die Kontrolle zu haben, ob ich einen Orgasmus habe oder nicht, war, glaube ich, für mich das Entscheidende. Es war für mich eine Selbstermächtigung.
Welchen Weg Du auch nutzen magst, um wieder in Deine weibliche Kraft zu gelangen, das obliegt Dir. Doch in meinen Augen ist das Wesentliche, dass Du dabei die Kontrolle hast und dass Du entscheidest, was getan wird, wie es getan wird und wann. Das wünsche ich Dir von ganzem Herzen: Dass Du den Mut hast, für Dich selbst immer und jederzeit zu entscheiden, ob Du etwas gerade möchtest oder ob und wie es sich gerade gut anfühlt. Bleibe immer ganz nah bei Dir, spüre, was Dir gerade dient und sich für Dich schön anfühlt. Dann wirst Du mit der Zeit Stück für Stück immer mehr in Deine eigene, weibliche Urkraft zurückkehren, um Deine Sexualität für Dich leben zu können. Und wenn Du diese Sexualität für Dich genussvoll und frei von jeder Scham lebst, dann kannst Du selbst entscheiden, ob Du dies auch mit einem Partner teilen möchtest; ob Du Dich öffnen möchtest oder nicht. Solange es Deine Entscheidung ist und Du Dich gut damit fühlst.
Von Herzen wünsche ich Dir, dass Du Deinen Weg findest, Deinen ganz individuellen Weg, in Deine weibliche Urkraft, in dem Du Dich selbst wieder besser spüren und erfahren lernst.
Dr. Julia König · Institut für Bewusstseinsentfaltung · wissenschaftl. fundierte Vorträge, Seminare und Beratung zur Zirbeldrüse, Körper-Geist-Verbindung, Buddhismus, Herzöffnung, Meditation, Erdmannstr. 3, 04229 Leipzig · info@drjuliakoenig.de · Tel. 0176 63456878 · www.institutbewusstseinsentfaltung.de