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Cannabis – eine unterschätzte Heilpflanze mit großem, spirituellen Potential

von Nico Weiß 02.12.2024 ⋅ 03.12.2024 09:53 ⋅ Magazin

Viele kennen Cannabis nur als eine „Kiffer-Pflanze“, die von Hippies geraucht wird, um „gechillt” durch den Tag zu kommen. Erst seit wenigen Monaten ist der private Anbau von bis zu drei Pflanzen entkriminalisiert worden. Weiterhin ist Cannabis in unserer Gesellschaft auch als „Medizin“ angekommen und darf seit einigen Jahren in Deutschland auf Rezept in Apotheken verkauft werden. Jedoch wird auch hier die Pflanze lediglich zur Linderung von Symptomen genutzt – das wahre Potential ist jedoch noch nicht einmal annähernd bekannt.

Wusstest Du, dass Du mit Cannabis auch tief in Dein inneres Selbst tauchen und fest verankerte Glaubenssätze und Traumata heilen, Kontakt zu anderen Welten aufbauen oder in tiefe Verbindung mit anderen Menschen, der Natur, der Erde, ja, sogar dem gesamten Universum gehen und ein Einheitsgefühl erfahren kannst? Dies kennt man eigentlich nur von stark psychedelisch wirkenden Pflanzen und Stoffen wie psilocybinhaltigen Pilzen, LSD oder Ayahuasca bzw. DMT. Diese und andere Erfahrungen durfte ich schon selbst mit Cannabis erleben. Dazu später mehr. Fangen wir von vorn an:

Unsere Geschichte mit Cannabis

Laut einer Genstudie, die in dem Fachmagazin „Science Advances“ (1) veröffentlicht wurde, gehört Cannabis mit zu den ältesten, domestizierten Pflanzen der Menschheit – wie auch Weizen und Reis. In dieser Studie wurde der Ursprung einiger von Menschen gezüchteten Cannabissorten auf vor 12.000 Jahren im chinesischen Raum datiert. Weitere Funde deuten darauf hin, dass Cannabis vor über 10.000 Jahren auch in Japan und Osteuropa genutzt wurde. Der älteste Cannabis-Fund in Deutschland liegt bei Eisenberg (Thüringen) und ist über 7.500 Jahre alt. Erst vor ca. 90 Jahren wurde Cannabis in Deutschland verboten. Bis dahin war es ein Allrounder, aus dem Kleidung, Papier, Seile, Medizin und vieles mehr hergestellt wurde. In unseren alten Kulturen nutzten es die Heilkundigen auch im rituellen Rahmen, um in Kontakt mit der Geisterwelt zu gehen und dort nach Erkenntnis und Rat zu suchen. Damit gehört Cannabis mehr zu unserer Kultur als beispielsweise die Kartoffel, die erst vor ca. 400 Jahren nach Deutschland kam.

Cannabis – Die Kiffer-Pflanze?

Leider ist das Wissen über die spirituelle Anwendung zum größten Teil verloren gegangen. Was davon noch Bestand hatte, wurde spätestens durch die Hexenverbrennung „ausgeräuchert“. Heute wird Cannabis im privaten Bereich von vielen Menschen zur Beruhigung und Entspannung genutzt. Einige nehmen es sogar täglich, um den stressigen Alltag hinter sich zu lassen, sich abzulenken oder vor Problemen bzw. tief sitzenden Traumata zu fliehen. Wie Alkohol, Tabak, Kaffee oder andere bewusstseinsverändernde Substanzen, kann auch Cannabis missbraucht werden und in tiefe Abhängigkeit führen. Ich selbst habe dies schon in meinem Leben erfahren, wenn ich Krisen hatte und mit mir und der Welt einfach nicht mehr klar kam. Die Frage ist nur, wie lange hältst Du es aus, bis Deine Schatten so groß werden, die Flucht zum größten Leiden wird und Du nicht mehr davor fliehen kannst? Daher ist auch bei Cannabis der respektvolle Umgang sehr wichtig, sonst kann der Segen dieses Pflanzenwesens auch zu einem Fluch werden.

Warum nutzen es so viele Menschen?

Bei der Nutzung von Cannabis möchte ich gern zwischen drei Bereichen unterscheiden:

Medizinisch: Im medizinischen Bereich wird Cannabis hauptsächlich zur Symptomlinderung angewendet. Zum Beispiel hilft es bei Parkinson-Patienten, das unkontrollierbare Schütteln nicht nur zu reduzieren, sondern komplett zu unterdrücken. ADHS-Patienten können sich dank Cannabis lange auf eine Aufgabe fokussieren. Ein guter Freund von mir, der leider erst kürzlich den Kampf gegen Krebs verloren hat, nutzte es, damit die Schmerzen erträglich waren und trotz der vielen Chemotherapien Appetit zu entwickeln und essen zu können. Selbst mein Großvater hat, obwohl er sein ganzes Leben lang gegen diese Pflanze war, plötzlich die schmerzstillenden Wirkungskräfte der Pflanze entdeckt. So freut er sich nun ab und zu auf seinen „Gute-Nacht-Keks“, um die durch künstliche Kniegelenke hervorgerufenen chronischen Knieschmerzen zu lindern. Da die medizinische Anwendung von Cannabis in Deutschland erst seit wenigen Jahren erlaubt und die Forschung hierzu noch sehr jung ist (abgesehen von den sehr alten chinesischen Heilschriften), können wir uns auch in diesem Bereich auf noch viele Erkenntnisse und neue Anwendungsbereiche freuen.

Freizeit: Viele Menschen, die Cannabis konsumieren, nutzen es meist zur Entspannung. Anstatt des typischen Feierabendbieres gibt es dann immer öfters den „Feierabend-Joint”. Andere verwenden Cannabis, um ihre Kreativität zu steigern. Manche wollen einen ausgelassenen Abend mit Freunden erleben, wo so viel gelacht wird, dass einem die Bauchmuskeln weh tun. Denn egal, was man mit Cannabis erlebt, die Erfahrung ist viel intensiver: Das Essen schmeckt besser, Gespräche sind tiefgehender und Sex fühlt sich unglaublich verbindend – ja sogar „verschmelzend” an. Es gibt also viele Gründe, diese Pflanze in der Freizeit zu konsumieren. Auch ich nutze sie selbst zu diesen Zwecken. Ich habe für mich jedoch festgestellt, dass die Grenze zwischen Gebrauch und Missbrauch sehr dünn ist und man schnell in einen Dauerkonsum abrutscht, um vor Problemen und inneren Schattenthemen zu fliehen, statt diese anzugehen. Es ist wichtig, hier eine gesunde Balance zwischen Konsumtagen und freien Tagen zu finden, denn die Dosis macht das Gift.

Spirituelle Anwendung: Über die spirituelle Anwendung, um in tiefe Verbindung mit sich selbst zu gehen, wissen nur wenige Menschen Bescheid. Ich konsumiere nun seit 20 Jahren. Während dieser gesamten Zeit ist mir bisher nur ein Mensch begegnet, der Cannabis auf spirituelle Weise nutzt. Er hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, dieses Wissen in unserem Kulturkreisen wieder aufleben zu lassen. Erst vor wenigen Wochen durfte ich an einem Cannabis-Ritual in Begleitung dieses Menschen – eines Schamanen – teilnehmen. Die Erfahrung war einfach überwältigend, obwohl ich nur an der Oberfläche gekratzt habe. Später konnte ich selbst ein tief sitzendes Trauma mit Cannabis heilen. Diese beiden Erfahrungen waren so intensiv, dass ich sie gern mit Dir teilen möchte.

Meine eigene heilende Erfahrung

Ich beschäftige mich schon mehrere Jahre mit Bewusstseins- oder Schattenarbeit, wie es manche nennen würden. Daher reflektiere ich gern am Abend meinen Tag, um zu sehen, wo ich „getriggert” wurde und welche Themen dahinter liegen könnten. Als ich dies einmal in Verbindung mit Cannabis machte, wusste ich nicht, wie intensiv diese Reise werden würde. Ich erkannte zwei tief verankerte, negative Glaubenssätze: „Ich bin nicht gut genug“ und „Ich bin allein und muss alles alleine schaffen“. Ich weiß, dass ich diese Glaubenssätze in meiner frühen Kindheit bekommen habe, da ich öfters allein gelassen wurde. Als Kind in der damaligen Situation hatte ich Todesangst und habe stundenlang geweint, weil ich nicht wusste, ob meine Mama und mein Stiefvater jemals wieder zurück kommen würden. Später wurde mir von meinem Stiefvater immer wieder meine Unzulänglichkeit aufgezeigt, dass ich nie etwas richtig oder gut genug gemacht hätte. Lange Zeit war ich daher sehr wütend auf ihn und habe den Kontakt komplett abgebrochen. Als ich eines Tages Cannabis konsumierte, passierte etwas Unglaubliches:

Ich bin in die Vergangenheit meines Stiefvaters gereist, in seine Kindheit. Ich habe gespürt, wie es sich für ihn angefühlt hat, als er und sein Bruder von ihren eigenen Eltern ins Heim gebracht wurden. Wie allein, wertlos und unzulänglich er sich gefühlt hat. Dies wurde noch gesteigert, als beide adoptiert wurden und sich nach kurzer Zeit wieder zurück im Heim fanden. Die negative Krönung war dann die zweite Adoption, als plötzlich nur mein Stiefvater zurück ins Heim geschafft wurde und sein Bruder bei der neuen Familie bleiben durfte.

Für mich hat es sich auf meiner Cannabisreise so angefühlt, als wären mir selbst diese Dinge passiert. Ich habe also direkt gespürt, wie wertlos, unzulänglich und allein gelassen sich mein Stiefvater als Kind damals gefühlt haben muss – darauf hin musste ich stark weinen. Nachdem ich tief in diese Gefühle eingetaucht bin und sie durchlebt habe, kam mir eine Geschichte in den Sinn: „Die kleine Seele spricht mit Gott“. Kurz gefasst geht es in der Geschichte darum, dass eine Seele erfahren möchte, wie sich Vergebung anfühlt. Dies geht jedoch nur, wenn sie eine andere Seele hat, die sich bereit erklärt, ihr etwas anzutun, damit es etwas zu vergeben gibt. Die „Täterseele“ tut dies also im weiteren Sinne aus reiner Liebe, damit die „Opferseele“ eine Erfahrung machen kann. In meinem, wie in vielen Fällen, geht es sogar so weit, dass meine Lebensmission, also das, was ich der Welt geben möchte, gar nicht ohne diese schmerzhaften Erfahrungen aus meiner Vergangenheit möglich wäre.

Nach dieser Erkenntnis hat sich die Wut auf meinen Stiefvater in tiefe Dankbarkeit gewandelt, dass er sich „aufgeopfert“ hat, um mir diese Erfahrung und meinen weiteren Lebensweg zu ermöglichen. Danach habe ich mich gefühlt, als wäre ein riesiger Fels von meinem Herzen gefallen. Bis heute konnte ich eine solche Erfahrung leider nicht reproduzieren, jedoch nur, weil ich bis vor kurzem nicht wusste, wie. Dies hat sich mit dem geführten Cannabisritual des Schamanen geändert.

Grundlagen zur spirituellen Anwendung

In dem vom Schamanen (schamanischer Name: „Sun Dragon“) geführten Ritual, habe ich eine weitere tiefe Verbundenheitserfahrung mit den anwesenden Menschen und der Cannabis-Pflanze erfahren. Diese Verbindung ist laut „Sun Dragon“ daher möglich, da unser gesamter Körper mit einem endogenen Cannabinoid-System durchzogen ist. Dies ist ein Informationssystem, das der Körper üblicherweise zum Informationsaustausch nutzt. Dieses Cannabinoid-System existiert laut des Schamanen auch bei den meisten Tieren, Pflanzen, ja, der gesamten Erde. Die Wirkstoffe der Cannabispflanze docken an den Rezeptoren des Cannabinoid-Systems wie ein Schlüssel an. Dadurch sind solche tiefe Verbindungen mit Tieren, Pflanzen und der gesamten Erde möglich. Das Wichtigste für die spirituelle Anwendung ist, Cannabis nicht nur als Pflanze oder Wirkstoff zu sehen, sondern als spirituelles Wesen, das mit uns und durch uns arbeitet sowie uns bei unseren Themen helfen kann. Weiterhin ist laut „Sun Dragon“eine wichtige Voraussetzung für eine spirituelle Cannabiszeremonie , diesem Cannabis-Bewusstsein eine Richtung bzw. Intention zu geben, worum wir es bitten, z. B. dass wir einen Rat in einer Angelegenheit brauchen, tief in eines unserer Schattenthemen eintauchen oder uns mit anderen Menschen, Lebewesen, Geistwesen, unseren Ahnen usw. verbinden wollen.

Vorbereitung für eine spirituelle Cannabis-Zeremonie

  • Falls Du regelmäßiger Cannabis-Konsument bist, solltest Du wenigstens zwei Tage bis zu zwei Wochen vorher (je nach Toleranz) Deinen Konsum einstellen.
  • Achte auf eine Omega 3- und Omega 6-fettreiche Ernährung (dies hilft, Cannabisrezeptoren zu bilden)
  • Verwende Dein eigenes oder zumindest im Sonnenlicht gewachsenes Cannabis.
  • Bereite Dich geistig auf Deine heilige Zeremonie vor: Störungsfreie Zeremoniezeit von mind. 2-3 Stunden, Deine Intention setzen, Stress und Aufregung vermeiden.
  • Erschaffe Dir einen geschützten, gemütlichen Wohlfühlraum z.B. mit Kerzen, Düften, Decken, Kissen, etwas zu trinken, so dass Du Dich sicher und geborgen fühlst.
  • Verzichte bei den ersten Zeremonien erst einmal auf Musik. Hier geht es um Dich und der Fokus soll auf Dir bleiben. Wir wollen jegliche Art von Ablenkung vermeiden. Nach den ersten Zeremonien und Erfahrungen kannst Du dann Dich musikalisch begleiten lassen.

Durchführung (Dauer 2 –3 h Stunden)

  • Werde Dir Deiner Intention noch einmal bewusst und fokussiere Dich darauf.
  • Rufe mit Deinen eigenen Worten den Cannabisgeist. Bitte ihn, Dich auf Deiner Reise zu begleiten und bei Deiner Intension zu helfen.
  • Fokussiere Dich auf Deinen Atem. Atme lang und tief ein und aus.
  • Nachdem Du Deinen Atemrhythmus gefunden hast, kannst Du in tiefen Zügen Dein Cannabis konsumieren. Für einen Schamanen recht untypisch, schwört „Sun Dragon“ auf Vaporisatoren. Ich denke, die bisherigen Wege tun es auch. Nur der Mischkonsum mit Tabak sollte vermieden werden (da der Tabak-Geist anders arbeitet). Am besten reines Cannabis nehmen. Deshalb ist der Konsum als Joint eher ungeeignet.
  • Konsumiere achtsam und so lange, bis Du von selbst merkst, dass sich eine Wirkung bemerkbar macht. Wenn Du dann das Gefühl hast, genug zu haben, höre einfach auf, weiter etwas zu nehmen.
  • Achte und fokussiere auch während und nachdem Du das Cannabis konsumiert hast auf Deinem Atem. Lenke ihn gedanklich in Deinen Bauchraum zum Bauchnabel.
  • Irgendwann wirst Du spüren, dass sich etwas verändert. Es könnte sein, dass es Dich z.B. immer weniger Energie kostet ,zu atmen und der Atem fängt an, wie von selbst zu fließen. Ein inneres Leichtigkeitsgefühl oder ein Gefühl des Losgelöstseins kann auftauchen. Was auch immer geschehen mag, lass es geschehen. Übernimm die Beobachterrolle, nimm wahr, was es Dir mitteilen möchte. Gute Reise!

Wenn Du magst, kannst Du Dir ein „Reisetagebuch“ zulegen, um die Eindrücke und Erkenntnisse festzuhalten. Dieser Leitfaden hilft Dir, Deine eigenen Cannabis-Zeremonien durchführen zu können. Wenn Dich das Thema mehr interessiert, kannst Du gern auf meinen Youtube- oder Telegramkanal vorbei schauen. Dort beginne ich ab diesem Winter intensiver über die spirituelle Anwendung von Cannabis zu berichten und Erfahrungen auszutauschen. Oder schau gern auf der Homepage vos Schamanen „Sun Dragon“ vorbei, um noch tiefer in die spirituelle schamanische Anwendung einzutauchen.

Frohes Reisen!
Nico Weiß


Youtube: TheBlacksheep

Telegram: @TheBlackSheep_original

Schamane „Sun Dragon“

(1) www.science.org/doi/10.1126/sciadv.abg2286