Wie eine Linde mich die Liebe lehrte
von Sabine Tara-Schunk
Erschienen im MITEINANDERSEIN 111 (Dezember 2025 bis Februar 2026)

Es war ein Julinachmittag und die Elbe zog sanft an uns vorbei. Sie glitzerte die Sonne an und ließ es hier und da plätschern, als würden dort Wasserwesen unserer Unterhaltung lauschen. Wir, drei Freundinnen, saßen am Ufer und blickten über die Elbe.
Unser reger Austausch wurde unterbrochen, als der Regenguss, dessen Vorwarnung wir ignoriert hatten, losbrach. Schnell suchten wir unsere Bücher, Leckereien und Decken zusammen. Kaum, dass wir alles eingepackt hatten, war der große Regen schon vorüber. Dennoch entschlossen wir uns, den Rückweg anzutreten. Durch kniehohes Gras stapften wir auf die von Bäumen gesäumte Straße zu. Dort angekommen boten uns die Linden Schutz vor dem Wetter. Wir stellten unser Gepäck ab und schauten uns um. Wie durch magische Führung ging eine jede von uns auf einen Baum zu.
Ich stand unter einer Linde. Ihre Äste waren ausladend und ich bat sie, mich mit ihnen zu berühren. Anstelle mir diesen Gefallen zu erfüllen, zeigte sie mir, welch Schmerzen sie plagten. Sie bat mich um Hilfe. Ich ging zu ihrem Stamm und öffnete mich der Linde. Da vernahm ich am eigenen Körper ihre Schmerzen. Ein tiefer Schmerz, den sie aus Liebe zu uns Menschen auf sich nahm. Erst verstand ich es nicht, wollte ihr dennoch helfen.
Ich verband mich mit der innigen Liebe von Mutter Erde und Vater Himmel, legte meine Hände auf die Borke und schloss meine Augen. Aus meinem Herzen heraus ließ ich meine Liebe durch meine Hände zur Linde fließen. Es waren wenige Augenblicke der Übertragung, als plötzlich ein Bild vor meinen inneren Augen erschien. Ich sah den Lindenstamm in gleißendem Licht, ohne dass es mich blendete. Mittendrin lag eine dunkle Stelle, die das Licht schluckte, statt es weiter hinauf fließen zu lassen. Als ich meine Aufmerksamkeit darauf richtete, fühlte ich den angesammelten Schmerz. So wusste ich: Dorthin lenke ich all meine Liebe, die nötig ist, um diesen Fleck zu erhellen. Langsam wurde dieser dann kleiner, bis er gänzlich verschwand. Das fließende Licht erfüllte nun den gesamten Stamm. Mit dem Gefühl von Dankbarkeit gab mir die Linde eine Erkenntnis, was das dunkle Etwas war und wo es herkam. Es rührte mich zu Tränen. In Liebe ließ ich von ihrem Stamm ab und stellte mich wieder unter diesen einen Zweig. Nicht, um von ihrem Ast berührt zu werden, sondern um darüber zu sinnieren, wie sie mich eben im Herzen berührte.
Die Linde zeigte mir, wie Menschen ihren energetischen Müll (meist unbewusst) in ihr Umfeld abgeben. Dieser entsteht, wenn Menschen sich verstellen, unehrlich und wenig wahrhaftig sind. Menschen, die sich hinter Rollen verstecken und nicht erkennen, wer sie wirklich sind. Menschen, die ihre Gefühle ignorieren und sich alles schönreden. Menschen mit schrecklich viel Angst. Dadurch entsteht feinstofflicher Plaque. Dieser vergiftet uns Menschen zusätzlich zu unseren widrigen Bedingungen. Um dies zu verringern, nehmen Pflanzen und Tiere diesen Müll auf, um ihn zu transformieren. Manches Wesen nimmt zu viel auf und wird davon krank. Aus Liebe zum Menschen. Auch wenn er als Spezies garstig und brutal erscheint, ist er es wert, gerettet zu werden.
Diese Liebe ließ mich am ganzen Körper schaudern. Ich beschloss, so wahrhaftig zu sein, wie ich nur kann. Werde mich öfter reflektieren und mich so immer näher zu meinem wahrlichen ICH begeben. In diesem Moment tippte, trotz Windstille, sanft der Ast der Linde auf meinen Kopf.
Sabine Tara-Schunk: Medium und Zaungängerin sind Bezeichnungen, die am ehesten vermitteln, was ich mache. Hallo, mein Name ist Sabine und ich gehe gerne für dich auf die Suche nach Antworten. Mit Hilfe meiner Medialität trete ich mit dem Dies- und Jenseits in Kontakt, erkenne und lenke Energiefelder und verhelfe Menschen zu ihrer Selbstwirksamkeit.
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